Das Ergebnis einer aktuellen, durch die hessische Landesregierung in Auftrag gegebene Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt:
89 von den 120 ländlichen Gemeinden in Hessen mit einer Einwohnerzahl bis 5.000 Personen haben im Zeitraum von 2019 bis 2021 Wanderungsgewinne zu verzeichnet.
Auch die hessischen Kleinstädte erleben eine ähnliche Entwicklung.
Die hessischen Großstädte Darmstadt, Frankfurt am Main, Wiesbaden und Kassel hingegen verzeichneten Wanderungsverluste. Einzig Offenbach am Main gewann Einwohnerinnen und Einwohner durch Wanderungsgewinne hinzu.
Lange Jahre gab es hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung nur einen Trend, nämlich schrumpfende Dörfer im ländlichen Raum. Dass diese Entwicklung so nicht mehr gegeben ist, hatte sich schon lange vor Corona abgezeichnet. So prognostizierte der Zukunftsreport des renommierten Frankfurter Zukunftsinstituts bereits 2016: „In den nächsten Jahren wird sich die Sehnsucht in Richtung Urbanität wieder umkehren – Dörfer, Kleinstädte und Regionen werden eine Renaissance erleben!“
Corona hat der Stadt-Land-Wanderung in der Folge aber nochmal einen deutlichen Schub gegeben. Gründe außer der Pandemie sind unter anderem gestiegene Immobilienpreise in den Städten und das häufigere mobile Arbeiten sowie die Frage, die sich junge Eltern stellen, wo ihre Kinder aufwachsen sollen. Diese drei Faktoren stehen in einer Wechselwirkung zueinander und begünstigen letztendlich die Entwicklung zugunsten der Regionen abseits der Ballungsräume.
Vor allem zwei Altersgruppen sorgen laut der Studie dafür, dass die ländlichen Räume so gut dastehen: Familien und junge Menschen, die nach der Schule und Ausbildung nicht wegziehen, sondern auf dem Land wohnen bleiben. So fiel die Abwanderung der zuletzt Genannten im Zeitraum 2019 bis 2021 deutlich geringer aus als noch zuvor.
Trotz der Wanderungsgewinne ist jede dritte Gemeinde in Hessen zwischen 2019 und 2021 geschrumpft. Auch das ist ein Ergebnis der Studie, das absehbar war. Schuld daran ist der demographische Wandel. Nicht nur in Deutschland, sondern in allen westlichen Industrienationen, sterben mehr Menschen als geboren werden. Dieser Negativsaldo kann nur durch Zuzug aus dem Ausland aufgefangen werden. Und dieser ausländische Zuzug findet in Deutschland nach wie vor stärker in die Ballungsräume hinein statt.
Das „neue Interesse“ an den ländlichen Räumen birgt allerdings auch Herausforderungen: Beliebige Neubaugebiete auf der grünen Wiese können nicht die Antwort sein, denn diese werden perspektivisch Probleme in den Ortslagen mit sich bringen. Auch werden nicht alle Kommunen gleichermaßen profitieren, zwischen den Gemeinden wird ein Wettbewerb um die besten Ideen und um die Gunst von Neubürgerinnen und Neubürger entstehen.
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