Teil 1 (Teil 2 folgt am 30.03.2025)

Konzept und Vision der ReGen Villages

ReGen Villages ist ein visionäres Siedlungskonzept für vollständig selbstversorgende, resiliente Nachbarschaften. Das 2016 vorgestellte Projekt – initiiert vom Unternehmer James Ehrlich (Stanford University) in Kooperation mit dem dänischen Architekturbüro EFFEKT – zielt darauf ab, einige der drängendsten globalen Herausforderungen anzugehen: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Urbanisierung und Lebensmittelversorgung

Der Name ReGen steht für regenerativ und beschreibt den Kerngedanken, dass in diesen Dörfern die Abfallprodukte eines Systems als Ressource für ein anderes dienen. Geplant sind autarke „Öko-Dörfer“, die vom öffentlichen Netz unabhängig funktionieren und Energie, Wasser und Nahrungsmittel im eigenen Kreislauf produzieren.

Die Vision hinter ReGen Villages ist sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich: Zum einen soll ein neuer Standard für nachhaltiges Wohnen geschaffen werden, bei dem moderne Technologien genutzt werden, um einen hohen Lebensstandard mit minimalem ökologischem Fußabdruck zu vereinen.

Zum anderen soll eine lebendige Gemeinschaftskultur entstehen, in der Familien und Nachbarn enger zusammenarbeiten, ihre Versorgung selbst in die Hand nehmen und wieder stärker mit der Natur verbunden leben.

„Wir betrachten ReGen als den Tesla unter den Ökodörfern – es soll einfach, komfortabel und attraktiv werden, einen nachhaltigen Off-Grid-Lebensstil zu wählen“, erklärt Mitinitiator Sinus Lynge von EFFEKT. Der Ausdruck Off-Grid bezeichnet eine genügsame Lebensweise, die eine geringe Abhängigkeit von öffentlichen Einrichtungen aufweist. Langfristig versteht sich das Konzept als Beitrag, um ländliche Regionen wiederzubeleben und einen Gegentrend zur Landflucht und überfüllten Städten zu ermöglichen.

Technologische und ökologische Elemente des Konzepts

ReGen Villages kombinieren eine ganze Reihe nachhaltiger Technologien zu einem geschlossenen Kreislaufsystem. Alle diese Lösungen existieren bereits – neu ist ihre intelligente Integration auf Siedlungsebene.

Im Folgenden die wichtigsten Komponenten:

  • Erneuerbare Energien und Energiespeicherung: Die Siedlungshäuser sind als Plus-Energie-Häuser konzipiert, produzieren also mehr Energie als sie verbrauchen. Geplant ist ein Mix aus Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie), Windkraft, Geothermie und Biomasse, ergänzt durch Batteriespeicher und ein lokales Smart-Grid-System zur Verteilung. Auch aus Abfällen soll Energie gewonnen werden – etwa durch eine Biogasanlage, die organische Reststoffe in Strom und Wärme umwandelt. Das Ziel: 100 % erneuerbare, lokal erzeugte Energie und im Jahresverlauf ein positiver Energieüberschuss. Eine zentrale Software auf Basis Künstlicher Intelligenz überwacht und steuert zugleich die Energiesysteme, um Angebot und Nachfrage optimal abzugleichen.
  • Wassermanagement und Abfall-Kreislauf: Die Dörfer sollen ihren Wasserbedarf ebenfalls eigenständig decken. Dazu wird Regenwasser aufgefangen und aufbereitet, Grauwasser (etwa aus Duschen) wird gefiltert und wiederverwendet.
    Schwarzwasser und Bioabfälle durchlaufen eine mehrstufige Aufbereitung: Kompostierbare Abfälle werden in Nahrung für Insekten, Würmer und Maden umgewandelt, welche wiederum als Tierfutter (für Fische oder Hühner) dienen.
    Die Exkremente der Fische düngen Aquaponik-Gewächshäuser und auch die Nutztiere liefern Düngemittel für Felder und Gärten.
    Nicht kompostierbarer Restmüll wird – soweit möglich – in der Biogasanlage verwertet.
    So entsteht ein nahezu abfallfreier Kreislauf, in dem Wasser, Nährstoffe und Energie immer wieder genutzt werden.
  • Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion: Herzstück jeder ReGen-Siedlung ist ein ausgeklügeltes System der urbanen Landwirtschaft. Direkt vor der Haustür sollen die Bewohner Gemüse, Obst, Fisch, Eier und mehr produzieren können. Zum Einsatz kommen ertragreiche Anbaumethoden wie Aeroponik und Aquaponik, vertikale Farmen in Gewächshäusern, Permakultur-Gärten und Obstwiesen.
    Durch diese modernen Ansätze lässt sich auf kleinerer Fläche ein Vielfaches der üblichen Erntemenge erzielen – Aquaponik kann z. B. den Ertrag pro Fläche verzehnfachen und benötigt dabei 90 % weniger Wasser als konventioneller Anbau. Überschüsse an Lebensmittel könnten konserviert oder mit benachbarten Gemeinden getauscht werden. Ziel ist eine weitgehende Selbstversorgung der Bewohner mit frischen Bio-Lebensmitteln über das ganze Jahr.
  • Architektur und Siedlungsdesign: Die bauliche Gestaltung der ReGen Villages folgt den Prinzipien der Nachhaltigkeit und Gemeinschaft. Anstelle eines klassischen Parzellengitters sind die Wohnhäuser ringförmig angeordnet, ohne trennende Zäune dazwischen. Jedes Haus verfügt über ein angeschlossenes Gewächshaus bzw. einen im Wohnraum integrierten Wintergarten, in denen ganzjährig Obst und Gemüse angebaut werden können. Dies erinnert an das Earthship-Konzept (Gewächshaus als Teil des Hauses) und ermöglicht kurze Wege vom Beet in die Küche. In der Mitte jedes Wohnrings befindet sich außerdem ein großes Gemeinschafts-Gewächshaus für die Nachbarschaft, ausgelegt auf vertikale Farmtechnik und Aquakultur. Dort können die Bewohner gemeinsam gärtnern, Workshops abhalten oder einfach zusammenkommen – das Gewächshaus dient als sozialer Treffpunkt der Siedlung.
    Solarorientierung, Passivhaus-Bauweise und natürliche Baustoffe sorgen für minimalen Heizenergiebedarf und gesundes Raumklima.
  • Mobilität: Auch in puncto Verkehr setzt das Konzept auf Nachhaltigkeit. Innerhalb der Dorfanlage sind Autos weitgehend verbannt; die Straßen bleiben Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Parkplätze für Elektroautos befinden sich am Rand der Siedlung, und Car-Sharing-Konzepte sollen den privaten Autobesitz ersetzen. So entsteht ein ruhiges, sicheres Wohnumfeld ohne Abgase, Lärm und Flächenverbrauch durch Straßen. Perspektivisch denkt man schon an autonome Fahrzeuge und Lieferdrohnen, die in dieses Mobilitätskonzept integriert werden könnten.

Zusammengefasst entsteht ein komplexes autarkes System, in dem Energieversorgung, Wasseraufbereitung, Lebensmittelproduktion und Abfallrecycling nahtlos ineinandergreifen.

Wichtig ist: Es handelt sich nicht um futuristische Utopien, sondern um bereits verfügbare Technologien, die geschickt kombiniert werden. Die Initiatoren sprechen daher von einem ganzheitlichen „Ökosystem für Wohnen“, das zeigt, wie eine ökologische Lebensweise ohne Komfortverlust aussehen kann.

Weiterführende Links:

https://www.effekt.dk/regenvillages

https://except.eco/projects/regen-villages-oosterwold/

https://www.regenvillages.com/

https://www.emsa.com/blog/regen-village-das-selbstversorgende-dorf-wird-wirklichkeit

Teil 2 folgt am 30.03.2025

Es geht dann um

  • den aktuellen Stand der Umsetzung von ReGen-Pilotprojekten,
  • Herausforderungen bei der Verwirklichung von ReGen-Projekten,
  • ähnliche existierende Konzepte und die Unterscheidungen zu diesen.