Spiegel-Online berichtet in seinem Artikel „Die Landflucht der jungen Deutschen(zum Artikel vom 24.10.2019 ) über die Binnenmigration der Deutschen. Der Bericht bezieht sich auf eine Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, die dem SPIEGEL schon „vorab“ vorlag.

Der Autor des SPIEGEL-Berichtes, Florian Diekmann, kommt zu dem Schluss, dass „sich die demografische Ungleichheit in Deutschland durch die Umzugsentscheidungen erheblich verschärft. Dies würde bereits am Wanderungssaldo aller erwachsenen Deutschen gleich welchen Alters deutlich: Unter dem Strich zogen in den sieben betrachteten Jahren 250.000 Deutsche mehr in die Städte als von dort fortzogen – entsprechend hoch war der Verlust für den ländlichen Raum.“

Soweit, so gut und „offensichtlich“ die richtigen Schlussfolgerungen, die Herr Diekmann und der SPIEGEL zog. Allerdings verkennt der Bericht, dass sich der in der Studie untersuchte Zeitraum auf die Jahre 2008 bis 2014 bezog. Die Datenerhebung endete also vor 5 Jahren (!).

Seit 2014 haben wir allerdings genau den umgekehrten Effekt in der Binnenwanderung: die inländische Bevölkerung in den 71 kreisfreien Großstädten Deutschlands schrumpft, das dortige Bevölkerungswachstum resultiert allein durch ausländischen Zuzug.

Die WELT (zum Artikel vom 13.03.2019) berichtete bereits vor einem halben Jahr von der entsprechenden Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft und den Zahlen des statistischen Bundesamtes.

Im Jahr 2017 lag dieser negative Saldo beispielsweise allein für München bei -5.227 inländischen Einwohnern, Berlin – 4.774, Bremen -2.703 usw., Tendenz steigend. Dieser Wegzug aus den Städten betrifft überproportional Familien.

Ralph Henger, Ökonom und Immobilienmarktexperte beim IW, wird in dem WELT-Artikel zitiert, dass „sich in den nächsten Jahren immer mehr Personen nach Alternativen im Umland der beliebten Metropolen umschauen werden. Viele sind nicht mehr bereit den immer steigenden Preisaufschlag für das Leben in der Stadt zu bezahlen. Hiervon seien alle Wohnungssuchenden betroffen – vor allem aber Familien, die größere Wohnungen suchen. Wir erwarten ein zyklisches Verhalten dahingehend, dass der suburbane und auch ländliche Raum für Unternehmen als auch für private Haushalte wieder attraktiver wird.“

Ähnlich formuliert es Matthias Horx, renommierter Zukunftsforscher und Gründer des Zukunftsinstituts in Frankfurt. Horx stellte bereits in seinem Zukunftsreport 2018 fest, dass sich „in den nächsten Jahren die Sehnsucht in Richtung Urbanität wieder umkehren wird – Dörfer, Kleinstädte und Regionen werden eine Renaissance erleben!“